Später Besuch

Ich saß am Abend allein zu Haus in meinem Arbeitszimmer und überlegte gerade, ob ich nun noch eine Akte raussuchen, oder lieber Feierabend machen und ins Bett gehen sollte. Da hörte ich Geräusche direkt vor der Wohnungstür. Dann klopfte es. Nach 22:00 Uhr - schon ziemlich spät für einen Besuch, dachte ich. Schlich jedoch zur Tür, sah kurz durch den Spion und öffnete erfreut. Meine junge und sehr sympathische Nachbarin stand vor mir.

 

Sie hielt gut sichtbar eine bunte Pappschachtel in der Hand und lächelte freundlich: „Ich will nicht stören, aber ich hab ein kleines Anliegen und ich dachte, falls du gerade zufällig noch einen stehen hast, könnte man das Ding doch vielleicht eben reinschieben. Mein Gerät funktioniert nämlich grad nicht.“ Ihre hastig und aufgeregt heraussprudelnden Worte verband sie mit einer eindeutigen Geste. Mit einer weiteren, lässigen Bewegung packte sie zu meiner Überraschung dann auch unvermittelt aus.

 

Ich war in der ersten Sekunde ziemlich perplex. Sah sie mir dann jedoch etwas genauer an und überlegte einen kurzen Augenblick: „Eigentlich bin ich ja damit durch. Aber vielleicht kann ich ja trotzdem helfen.“

 

Obwohl es einige Zeit her war, erinnerte ich mich. Man musste erst einmal den Finger behutsam in die eine Öffnung stecken. Dann einfach bis an die richtige Stelle drehen, während man mit dem anderen vorsichtig und mit Bedacht gleichmäßig den Nippel drückte. Mit rotierenden, sich wiederholenden Fingerbewegungen, ging das dann nämlich auch ohne weitere Hilfsmittel.

 

Als ich mich nach vorn beugte, fiel mir ihr ausgesprochen leckerer Pfefferminzatem auf. Ich ließ mich jedoch davon nicht weiter ablenken, sondern konzentrierte mich und war richtig eifrig bei der Sache. Trotzdem stöhnte sie schon nach wenigen Momenten ungeduldig: „Ach, so dauert mir das einfach viel zu lange ...“

 

Ich schlug vor, vielleicht einen Akkuschrauber zu benutzen. Ich hatte damit für einen Freund schon mal gute Erfahrungen gesammelt. Das lief prima und ging viel schneller. Nur den Aufsatz in der richtigen Größe zu finden, war auch schon damals das Problem. Und in diesem Fall war der Innendurchmesser größer als beim letzten Mal.

 

Obwohl ich mich beeilte und schnell mit dem Werkzeugkasten aus dem Hobbyraum zurückkam, hatte sie schon wieder eingepackt und stand an der Tür. „Ich fahr am Wochenende zu meinem Freund. Der hat auch einen. Vielen Dank für deine Mühe. Und gute Nahacht!“

 

Weg war sie. Mitsamt der bunten Pappschachtel, in der sie die alte, noch nicht vollständig zurückgespulte Videokassette wieder mitnahm.

 

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