Neues Gerät

 

Der neue Fernseher war gerade von der Elektronikfirma aufgestellt worden. Und somit vermutlich das Neueste und Wertvollste in der Wohnung.

Ich war an diesem Abend völlig ungeplant - nach dem üblichen Zähneputzen - im Wohnzimmer vor der neuen Berieselungsmaschine eingeschlafen.

 

Und ich wurde recht verknittert und leicht irritiert wieder wach, als ein kühler Lufthauch mein Gesicht streifte.

Die Schlafzimmertür neben mir öffnete sich leise, aber stetig. Ich drückte im Sitzen, mit der ausgestreckten rechten Hand, entschlossen dagegen. Sie schwang lautlos wieder zu.

 

Noch etwas bedröppelt stand ich auf. Die Kiste flimmerte. Es war morgens, ca. fünf Uhr.

 

Ach ja“, dachte ich benommen – „das Fenster ist offen“. Ich hatte es kurz vor Mitternacht sperrangelweit geöffnet, um das Schlafzimmer einmal kurz durchzulüften. Dann war ich wohl ungeplant auf dem Sessel eingeschlummert.

 

Nun war es irgendwie unheimlich. Es gab zu wenig Wind zum Türen öffnen und auch insgesamt zu wenig Luftbewegung im Raum.

 

Ich ließ den Lichtschalter in Ruhe, zog die Tür wieder ein wenig auf und schaute um die Ecke. Nichts Ungewöhnliches war zu sehen. Das TV-Licht flackerte hinterrücks.

 

Ich war schon unterwegs zum Fenstergriff, da bemerkte ich ihn.

 

Schwarz. Ohne Gesicht. Wie ein Ninja hockte er auf der Fensterbank.

 

Unsicher, ob er mich eventuell angreifen würde, machte ich hastig einen Schritt zurück. Dann brüllte ich, ziemlich unkontrolliert und so laut ich konnte: „Hau ab! ...“

 

Seine Düsternis füllte den Rahmen beinahe völlig aus. Im oberen Bereich erahnte ich ein von Baumwipfeln zerfranstes, dunkelgraues Stück Nachthimmel. Ansonsten war alles Finster. Sein vollkommen schwarzes Profil erinnerte unwillkürlich an dieses bekannte Scherenschnittbild einer hockenden Katze im Fensterrahmen.

 

Er machte nicht das geringste Geräusch. Mein Herz hingegen polterte mächtig. Immer noch ziemlich vom Schlaf benommen, brüllte ich nach einer kurzen Pause weiter: „Raus! Raus! Hau ab!" Er rührte sich jedoch nicht. Blieb regungslos und bedrohlich auf dem Fensterbrett sitzen. Nochmal: „Los Raus! Hau ab!“ Er blieb.

 

Nachdem er sich nun überhaupt nicht bewegte, drehte ich mich ab und wankte, nur teilwach, jedoch randvoll mit Adrenalin, unsicher und halb entschlossen, zu Telefon und Pfefferspritze…

 

Sekunden später war er verschwunden. Vollkommen lautlos - wie ein Phantom.

 

Ich telefonierte mit der Polizei. Und, noch während ich der Zentrale die Umstände erklärte, klingelte eine Streife an meiner Haustür. Die waren sehr schnell und erklärten auf meine Nachfrage, sie wären gerade zufällig in der Nähe auf Streifenfahrt gewesen.

Die Tatortbesichtigung und die Bestandsaufnahme dauerten dann nochmal etwa eine Stunde. Einige Grashalme und etwas Mutterboden auf dem Fensterbrett, waren von dem unheimlichen Besuch zurückgeblieben.

 

Auch noch Tage danach, ließ sich die absurde Frage nicht gänzlich abschütteln, ob der Vermummte eventuell den neuen Flachbildfernseher wieder abzuholen gedachte.

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