Duschen

Der Pool leerte sich langsam.

 

Es wurde kühler und der Passatwind, der seinerzeit Kolumbus mit seiner Santa Maria in Richtung Amerika vorangetrieben hatte, nahm leicht aber stetig zu.

 

Eine Mutter versuchte in mehreren Anläufen ihr Kind aus dem Wasser zu locken.

 

„Komm doch bitte, es gibt gleich Abendbrot.“

 

Einige Minuten später: „Komm jetzt bitte raus, es wird zu kalt.“

 

Sie war schon etwas länger auf der Insel, man konnte es an ihrer glatten, aber ungleichmäßig gebräunten Haut sehen. Hübsch war sie.

 

Sie räumte behände die Spiel- und Badesachen zusammen. Man spürte die wachsende Ungeduld. Und man sah, wie sie sich mühte, keine nervige Szene daraus werden zu lassen.

 

Florian, bitte komm doch.“

 

Es gab eine mittlerweile geschlossene Poolbar und zwei, gegen den Wind und gegen die Blicke der Gäste geschützte Freiluftduschen. Sie erinnerten an Pavillions und standen ganz in der Nähe der Sonnenliegen.

 

Außer mir und Florian waren noch drei Jugendliche im Wasser. Sie tobten am gegenüberliegenden Ende des Pools und waren in Aufbruchstimmung.

 

Die vielen anderen Kinder die den Nachmittag hier verbracht hatten, waren schon gegangen und ich nahm an, in wenigen Minuten hätte ich das Wasser für mich und dann würde ich mich auf den Rücken legen können und mit weiten Armschlägen das Becken durchqueren. Ohne mich sorgen zu müssen, versehentlich jemanden zu rammen oder nass zu spritzen.

 

Florian hörte jedoch seiner Mutter nicht richtig zu oder tat zumindest so. Diese schien sich etwas zu überlegen, um ihr Kind aus dem Wasser zu bekommen und sah dabei nachdenklich und ein wenig hilflos drein.

 

Ich schaute gerade zu ihr hinüber, da hellte sich ihr Gesicht auf und sie schien die richtige Idee zu haben. Sie hob den Kopf an, legte ihn leicht schräg und flötete lockend über das Wasser in Richtung ihres planschenden Sohnes:

 

„Wer will denn gleich mit Mami unter die Dusche?“

 

Wie triumphierend sah sie sich um und dabei kreuzten sich unsere Blicke nochmals und ich hob geistesgegenwärtig und freundlich grinsend meinen Zeigefinger aus dem Wasser, so als wären wir in der Schule und ich wolle unbedingt an die Tafel.

 

Sie lächelte zurück, dann schaute sie sich nochmals prüfend um und lachte. Und sah mich wieder an und lachte noch lauter und ich grinste immer breiter.

 

Sie hatte ein offenes, freundliches Lachen. Ihr Sohn sah auf und strahlte die lachende Mami fröhlich an. Dann paddelten seine Ärmchen los und er stieg wie selbstverständlich aus dem Wasser.

 

„Komm mein Kleiner“, gluckste die Mami und nahm ihren tropfenden Florian an die Hand, „komm, wir gehen jetzt duschen.“

 

Der Pool war frei.

 

 

 

Geschwommen wird auch hier. :-)

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