Herrenbekleidung

 

Er stand an der Theke der kleinen Herrenboutique und rührte sich nicht. Er war sehr schick gekleidet. Nicht modern, aber schick. Dunkle Hose, helles Hemd mit Stehkragen und ein tailliertes Jackett mit Rockschößen.

Wie gesagt, recht steif angezogen und auch insgesamt irgendwie erstarrt und stocksteif. Er hatte nicht gegrüßt und ich konnte ihn, etwas verwundert, in aller Ruhe von hinten betrachten. 

Die Betreiberin war hübsch und schäkerte mit mir. Ich war gerade hereinkommen und sie strahlte mich an und näherte sich dabei der Figur an der Theke mit wenigen schnellen Schritten. Dann griff sie ihm behände und ohne zu zögern, von hinten zwischen die Beine. Den linken Arm schlang sie um seinen Oberkörper und unversehens schwebte dieser in der Luft.

Argh!“ schnaufte ich erschrocken aber leise, als ich das sah und krümmte mich instinktiv und mitleidsvoll zusammen…

Wie sich sofort herausstellte, handelte es sich um eine lebensgroße Puppe, die auf den Gehsteig gestellt wurde, um zu signalisieren, dass nun die Chefin da und der Laden geöffnet ist.

Es waren noch keine anderen Kunden da und so sah ich mich in Ruhe um und probierte auch einiges in der Kabine an.

Sie beriet mich freundlich beim Kauf einer Jacke und wir standen gerade sehr nah beieinander, als plötzlich mein Smartphone klingelte. Ich meldete mich, wobei sie behände meinen Schwanz heraus zog und ihn behutsam an die Seite schob. Dann fuhr sie mit ihrer Hand etwas tiefer hinein – was mir umgehend kribbelnde Schauer über den Rücken jagte und meinte: „Augenblick noch, ich hab`s gleich, … ah hier ist es ja - reine Baumwolle steht auf dem Anhänger,“ meinte sie dann, „diese Jacke muss wohl ab und an mal nach imprägniert werden.“

Ich zog die leichte Übergangsjacke, während ich umständlich weiter telefonierte, mittels ihrer Hilfe wieder aus und achtete dabei darauf, nicht mit meinem Pferdeschwanz an den Knöpfen für die Kapuze hängen zu bleiben.

Na, dann ist das wohl doch nicht das Richtige für mich“, meinte ich, das Telefon mit der einen Hand abdeckend und verließ mit einem freundlichen Nicken das Geschäft.

 

Ich sah mir den steifen, lebensgroßen Herren vor der Tür noch einmal grinsend an und klopfte ihm dann im Vorbeigehen, beinahe verständnisvoll vertraulich, mit der linken Hand auf den Plastikpopo. 

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